Corona-Sommer 2020
Deutschland im Spannungsfeld zwischen Zuversicht und Angst
Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung im Auftrag von markengold PR zeigt: Das Phänomen Corona teilt die Deutschen in unterschiedliche „Corona-Typen“. Dabei existieren zwei grundverschiedene Narrative, die unvereinbar erscheinen: Angst vor todbringender Krankheit auf der einen Seite, Gelassenheit bis hin zu Ignoranz auf der anderen. Die hierdurch entstehende Konfliktlinie tritt überall zutage, wo Menschen unterschiedlicher Corona-Typen aufeinandertreffen. Sie wird zur gesellschaftlichen Herausforderung im Corona-Sommer 2020.
Corona macht nur manchen Angst: So (un)sicher fühlen sich die Deutschen
Nur jeder vierte Deutsche (25 %) fühlt sich persönlich von Corona bedroht, 8 % sogar stark bedroht. Demgegenüber fühlen sich 44 % nicht bedroht. Die Gruppe derjenigen, die sich stark bedroht fühlten, zeigen ein spezifisches Verhalten: Die Umsetzung von Schutzmaßnahmen in Geschäften, Restaurants oder Freizeitangeboten ist dieser Gruppe erheblich wichtiger, als bei denjenigen ohne Bedrohungsempfinden. Arztbesuche wurden häufig aufgeschoben. Im Corona Sommer 2020 planen Sie außerdem Freizeitaktivitäten und Shopping deutlich einzuschränken, die Urlaubsabsicht ist niedrig.
Corona wird im Vergleich zu anderen Gefahren als relativ bedrohlich wahrgenommen
Zwar nimmt nur jeder vierte Deutsche Corona für sich als bedrohlich war, im Vergleich zu anderen gesundheitlichen Gefahren sind dies jedoch bereits sehr viele. Der in früheren Studien des Bundesinstituts für Risikobewertung gemessene Anteil derjenigen, die sich durch Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln bedroht fühlen, beträgt 17 %. Und nur 11 % fühlten sich durch EHEC bedroht.
Vor allem Ältere fühlen sich persönlich bedroht
Das subjektive Bedrohungsempfinden ist stark abhängig vom Alter: so fühlen sich nur 14 % der 16 bis 29-jährigen, aber 39 % der über 60-jährigen von Corona bedroht. Frauen fühlen sich häufiger bedroht (27 %) als Männer (22 %).
Einstellungen zu Corona-Maßnahmen der Regierung
Die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung stoßen in weiten Teilen der Bevölkerung auf breite Akzeptanz. So erscheint der Mehrheit (53 %) die erfolgte Einschränkung der Menschenrechte durch die Regierung als angemessen.
Die Kritiker der Regierungspolitik teilen sich in zwei Lager: Auf der einen Seite stehen Personen mit hohem Unsicherheitsempfinden, welche glauben, dass die Lage ernster ist, als viele wahrhaben wollen (64 %). Sie sind der Ansicht, der Lockdown in Deutschland hätte früher erfolgen müssen (46 %) und sollte noch länger andauern (40 %). Die meisten dieser Gruppe sind wirtschaftlich nicht direkt von den Folgen des Lockdowns betroffen.
Vor allem Personen mit niedrigem Unsicherheitsempfinden halten die Einschränkung der Menschenrechte durch die Regierung für illegitim (20 %) und die derzeitige Lockerung der Maßnahmen für zu zögerlich (23 %). Ihrer Ansicht nach wäre der radikale Lockdown in Deutschland nicht notwendig gewesen (23 %).
Weitgehend unabhängig von dieser Positionierung wiederum sind ein Drittel der Deutschen (32 %) der Ansicht, dass durch die Politik unnötig viel Panik verbreitet wurde.
Corona-Maßnahmen der Politik: Eher leicht über- als untertrieben
Bei der Frage nach der Angemessenheit der von der Politik verhängten Maßnahmen sind sich die Deutschen uneinig. Etwa die Hälfte (53 %) halten die Maßnahmen für in etwa angemessen. Ein gutes Viertel der Bevölkerung (26 %) hält die Maßnahmen dagegen für übertrieben. Demgegenüber steht ein kleinerer Anteil von 20 %, welche die Maßnahmen für nicht ausreichend halten. Es gibt also derzeit etwas mehr Menschen, welche die Maßnahmen für übertrieben halten.
Corona-Typologie: Deutsche unterteilen sich in vier verschiedene „Corona-Typen“
Menschen erleben die Auswirkungen der Corona-Krise sehr unterschiedlich. Einfluss hierauf haben vor allem die persönliche Risikoeinschätzung, das eigene Sicherheitsempfinden, die Betroffenheit von wirtschaftlichen Auswirkungen und Schutzmaßnahmen sowie das eigene Freiheits- und Aktivitätsbedürfnis. Durch eine multivariate Clusteranalyse auf Basis der Bevölkerungsbefragung konnten erstmals vier unterschiedlichen Corona-Typen auf empirischer Datenbasis segmentiert und beschrieben werden. Es zeigte sich, dass soziodemografische Merkmale wie Alter und Einkommen wenig zur Abgrenzung geeignet waren. Stattdessen erwies sich eine psychografische Segmentierung statistisch als hochgradig signifikant.
41 % der Deutschen zählen zu den „besorgten Unterstützern“, 14 % zu den „besorgten Passiven“. Beide Gruppen fühlen sich bedroht und werden Konsum und Freizeitaktivitäten im Corona-Sommer 2020 stark einschränken.
30 % zählen zu den „gelassenen Aktiven“, weitere 15 % zu den „unbesorgten Kritikern“. Beide Gruppen fühlen sich nicht bedroht und lassen sich im Sommer 2020 nicht durch Corona von Konsum und Freizeitaktivitäten abhalten.
Besorgte Unterstützer - 41%
Sie fühlen sich am stärksten persönlich von Corona bedroht. Ihre Shopping- und Freizeit-Aktivitäten haben sie stark eingeschränkt, Auslandsurlaube abgesagt. Shopping macht wenig Spaß und wird auf Notwendiges beschränkt. Die Umsetzung von Schutzmaßnahmen im Einzelhandel und bei Freizeitangeboten ist dieser Gruppe am wichtigsten. Die Maßnahmen der Politik werden voll unterstützt und könnten für diese Gruppe noch weitreichender sein.
Besorgte Passive - 14%
Sie fühlen sich stark persönlich von Corona bedroht. Die Angst vor einer Ansteckung ist ein großer Hinderungsgrund für jede Art von Außer-Haus-Aktivität – Shopping oder Freizeit – sogar Arztbesuche werden aufgeschoben. Sie haben oft Einkommenseinbußen hinnehmen müssen und daher die monatlichen Konsum-Ausgaben gekürzt. Die Umsetzung von Schutzmaßnahmen ist dieser Gruppe sehr wichtig. Die Maßnahmen der Politik werden insgesamt als angemessen erachtet.
Gelassene Aktive - 30%
Sie fühlen sich zwar etwas von Corona bedroht, vertrauen aber auf die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen und haben daher keine Angst vor Ansteckung bei Außer-Haus-Aktivitäten. Den Spaß beim Shopping und in der Freizeit lassen sie sich nicht nehmen. Es sind viele Aktivitäten für den Sommer geplant, auch solche mit hoher Menschendichte wie Open Air Events. Die Konsum-Ausgaben liefen während der Krise unverändert weiter. Die Maßnahmen der Politik werden insgesamt als angemessen erachtet.
Unbesorgte Kritiker - 15%
Sie fühlen sich nicht persönlich von Corona bedroht und haben keine Angst vor Ansteckung. Es sind alle Arten von Aktivitäten für den Sommer geplant, auch Auslandsreisen, allerdings sind die Schutzmaßnahmen sind für diese Gruppe eine große „Spaß-Bremse“. So ist die Aufenthaltsdauer in Geschäften wegen der Maskenpflicht erheblich reduziert. Die Infektions-Schutzmaßnahmen werden als unsinnig abgelehnt und nur widerwillig aufgrund der Gesetze eingehalten. Die Maßnahmen der Politik werden abgelehnt und als Ursache der Krise angesehen. Die Einschränkung der Menschenrechte wird als unangemessen eingestuft.
Corona-Typen formieren entgegengesetzte politische Lager
Die unterschiedlichen Corona-Typen haben teilweise entgegengesetzte Einstellungen zur Maßnahmen-Politik der Bundesregierung. Besonders deutlich wird der Gegensatz zwischen den Besorgten (Unterstützer und Passive) und den Unbesorgten Kritikern. Die Zustimmung zu den Aussagen zeigt, dass gänzlich unterschiedliche Narrative bezüglich der Corona-Krise existieren welche in vielen Lebensbereichen zu Konflikten führen kann. So teilen viele der Besorgten in der Studie ihren Unmut darüber, dass andere Menschen die Regeln wie Abstand halten und Maskenpflicht nicht einhalten und sich dadurch bedroht fühlen. Umgekehrt äußern die unbesorgten Kritiker, dass sie sich von Mitmenschen, welche die Regeleinhaltung einfordern, in unangemessener Weise angegriffen fühlen. Zutage treten dürften die Konflikte im Corona-Sommer 2020 überall dort, wo Menschen aus unterschiedlichen Lagern zusammentreffen.
Größte Belastung in der Corona-Krise: Die soziale Isolation
Als größte persönliche Belastung während der Corona-Krise empfanden die Deutschen die soziale Isolation aufgrund des Kontaktverbots. Dies implizierte in vielen Fällen, dass Freunde oder sogar eigene Familienmitglieder nicht mehr besucht werden durften. An zweiter Stelle stehen die eingeschränkten Freizeitangebote (inkl. Sport, Gastronomie, Kultur).
Für alle vier Corona-Typen war die soziale Isolation die schwerste persönliche Belastung während der Corona-Krise. Für die besorgten Unterstützer war allerdings der Entfall von Freizeitaktivitäten weniger schlimm als für die anderen Gruppen. Den besorgten Kritikern ging dagegen die Maskenpflicht fast genauso nahe wie das Kontaktverbot.
Lebensgefühl im Corona-Corona-Sommer 2020: Zwischen Zuversicht und Angst
Filtert man die offen geäußerten Nennungen zur persönlichen Belastung während des Lockdowns, so bestätigen sich die sehr unterschiedlichen Bedeutungs-Zuschreibungen der Corona-Krise. Bei den besorgten Unterstützern und Passiven herrscht ein bedrücktes Lebensgefühl vor. Angst dominiert hier in mehrfacher Hinsicht: Angst vor Ansteckung mit einer potenziell tödlichen Krankheit, Angst vor dem Fehlverhalten anderer und Angst vor den negativen wirtschaftlichen Folgen.
Die gelassenen Aktiven fühlen sich dagegen nicht bedrückt. Sie agieren pragmatisch und arrangieren sich mit den Nachteilen der umzusetzenden Maßnahmen. Corona-frustriert und tendenziell wütend zeigen sich wiederum die unbesorgten Kritiker: Zwar gibt es auch hier kein Bedrückungsgefühl, denn das Vorhandensein einer ernsthaften Gefahr wird im eigenen Narrativ negiert. Da die Sinnhaftigkeit praktisch aller Corona-Schutzmaßnahmen aber ebenfalls nicht gesehen wird, fühlt sich diese Minderheit in ungerechtfertigter Weise in ihrer eigenen Freiheit eingeschränkt.
Die Corona-„Prognose“ der Deutschen: Erst im Mai 2021 herrscht wieder Normalität.
Um zu ermitteln, wann die Deutschen das Ende der Corona-Krise vermuten, konnten sie einen Zeitpunkt benennen, zu dem „das Alltagsleben in Deutschland wieder weitgehend normal sein“ wird. Wie die Verteilung der Antworten auf die Zeitachse zeigen, variieren die Meinungen erheblich: Während 17 % das Ende der Krise bereits in den kommenden Monaten bis Ende 2020 ausmachen, sehen dies 10 % erst im Jahr 2022. Wählt man als Mittel der Nennungen den Median, so lautet die „Krisen-Ende-Prognose“ der Deutschen derzeit: Mai 2021.
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Zur Studie
Zielsetzung | Analyse und Prognose des Verbraucherverhaltens im Corona-Sommer 2020 |
Konzeption | hopp Marktforschung, markengold PR |
Realisierung | hopp Marktforschung, Berlin |
Stichprobengröße | 1.002 Personen |
Zielgruppe | in Deutschland wohnhafte, deutschsprachige Online-Nutzer zwischen 16 und 69 Jahren |
Erhebungszeitraum | 22. Mai bis 5. Juni 2020 |
Erhebungsmethode | Online-Befragung über Online-Access Panel |
Repräsentativität | Die Befragungsergebnisse sind näherungsweise repräsentativ für die Zielgruppe der 16 bis 69-Jährigen in Deutschland |
Über Markengold | Die Inhaber geführte PR-Agentur wurde 2003 gegründet, Geschäftsführer sind Christina Eulgem und Christian Fox. Die strategische Herangehensweise in schlagkräftiger Kombination mit kreativer und flexibler Medienarbeit und innovativer Einbindung von Online Relations zeichnet markengold PR aus. Die Agentur für Public Relations betreut dabei erfolgreich nationale und internationale Kunden aus den Bereichen Lifestyle, Technologie, Entertainment, Tourismus, Finanzen und Immobilien. Mehr Informationen: http://www.markengold.de |
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